Frittierte Bananenschalen, Pesto aus Karottengrün oder Pickles aus Wassermelonenschalen – Lässt sich damit wirklich Foodwaste reduzieren?
Unglaubliche 2.8 Millionen Tonnen Foodwaste fällt in der Schweiz pro Jahr an. In Privathaushalten werden Lebensmittel im Wert von jährlich 600 Franken pro Person weggeschmissen. Da muss man was tun – aus ethischer, ökologischer und ökonomischer Sicht – also her mit den kreativen Rezepten!
Tatsächlich werden aber bei den Lebensmittelabfällen zwischen «vermeidbaren» und «unvermeidbaren» Lebensmittelabfällen unterschieden. Und nur die vermeidbaren werden in offiziellen Statistiken zum Foodwaste gezählt. Aber was ist genau der Unterschied zwischen diesen beiden Kategorien?
Unvermeidbare Lebensmittelabfälle
Zu den unvermeidbaren Lebensmittelabfällen werden z.B. Rüstabfälle wie die Schalen von Zitrusfrüchten oder Zwiebeln, das Grün von Karotten, Knochen und Gräten von Tieren oder Eierschalen gezählt. Natürlich lässt sich manches davon weiterverarbeiten: Knochen und Gräten können als Basis für selbstgemachte Suppen und Saucen dienen oder die Schalen von unbehandelten (!) Zitrusfrüchten lassen sich kandieren – mit Schokolade überzogen ein wahrer Genuss!
Doch längst nicht alle Teile von Pflanzen und Tieren sind gleichermassen für den menschlichen Verzehr geeignet. So ist z. B. der Gehalt an Oxalsäure im Rhabarberblatt deutlich höher als in den Stängeln. Oxalsäure bindet im Darm Calcium, stört dadurch dessen Aufnahme im Körper und kann ausserdem bei Personen mit entsprechender Veranlagung die Entstehung von Nierensteinen begünstigen. Von einem Konsum der Rhabarberblätter wird deshalb abgeraten. Eine Untersuchung in Deutschland konnte ausserdem zeigen, dass in und auf den Blättern von Rüebli, Radieschen und Kohlrabi die Anzahl und die Menge an unerwünschten Stoffen wie z.B. Insektizide oder Pestizide grösser ist als in den primär für den Konsum gedachten Knollen. Und für viele «unkonventionelle» Pflanzenteile wie beispielsweise Randenblätter oder Avocadokerne fehlt es schlicht an seriösen Daten bezüglich dem Gehalt an wertgebenden oder allenfalls unerwünschten Stoffen. Manches gehört also trotz gutem Willen besser auf den Kompost.
Vermeidbare Lebensmittelabfälle
Werden hingegen Lebensmittel entsorgt, obwohl sie für den menschlichen Konsum produziert wurden und aus gesundheitlicher Sicht einwandfrei und essbar wären oder waren, dann spricht man von Foodwaste. Es handelt sich dabei um vermeidbare Lebensmittelabfälle. Diese Lebensmittel werden entsorgt, weil sie überhöhten Qualitätsansprüchen nicht genügen, weil sie nicht richtig gelagert wurden und deshalb verdorben sind, weil keine entsprechende Nachfrage auf dem Markt herrscht oder weil sie in zu grossen Mengen eingekauft oder in den Tiefen des Schranks oder Kühlschranks vergessen wurden.
Einen Beitrag zur Reduktion des riesigen Ausmasses von Foodwaste wird durch die Verwendung aller Pflanzenteile also leider nicht geleistet. Wer Pesto aus Karottengrün und ähnliche Rezepte aber doch einmal ausprobieren möchte, greift dafür am besten auf unbehandelte Biolebensmittel – idealweise aus eigenem Anbau – zurück.
Autorin: Stéphanie Bieler