Was sagt die Lebensmittelpyramide zu pflanzlichen Milchalternativen?
Die Schweizer Lebensmittelpyramide empfiehlt täglich 3 Portionen an Milchprodukten. Diese Menge wurde definiert, um eine ausreichende Zufuhr an Calcium, Protein und anderen Nährstoffen über die Nahrung zu gewährleisten. So decken drei Portionen Milchprodukte zum Beispiel drei Viertel des täglichen Calciumbedarfs und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Proteinversorgung.
Seit einigen Jahren ist der Konsum an Kuhmilch rückläufig. Dafür erfreuen sich pflanzliche Milchalternativen zunehmender Beliebtheit und das Angebot im Handel wächst ständig. Mittlerweile gibt es ein breites Angebot auf Basis verschiedener Rohstoffe wie z.B. Soja, Hafer, Reis, Mandel, Cashew oder Erbse.
Alle diese Produkte lassen sich genau wie Milch einsetzen, sei es beispielsweise im Müesli oder im Kaffee. Aus Ernährungssicht sind die einzelnen Produkte und ihre Zusammensetzung jedoch sehr unterschiedlich zu bewerten. Grosse Unterschiede gibt es beispielsweise beim Proteingehalt. Während Sojadrink mit 3.9 g Protein pro 100 ml einen relativ hohen Gehalt aufweist, enthält Reisdrink nur 0.4 g pro 100 ml [1]. Auch beim Calciumgehalt gibt es relevante Unterschiede. Von Natur aus enthalten die pflanzlichen Drinks geringe Mengen Calcium (Sojadrink: 13 mg / 100 ml; Reisdrink: 5 mg / 100 ml). Viele Produkte sind jedoch mit Calcium angereichert und haben dadurch einen Calciumgehalt von 120 mg / 100 ml, was genau dem Gehalt in Kuhmilch entspricht. Manche Produkte sind zusätzlich mit anderen Nährstoffen angereichert. Andere enthalten Zucker und/oder Salz als weitere Zutaten. Somit lohnt sich ein Blick auf die Verpackung und ein Vergleich zwischen den einzelnen Produkten.
Als die Schweizer Lebensmittelpyramide im Jahr 2011 erschien, waren Pflanzendrinks ein noch wenig gefragtes Nischenprodukt. Deshalb fanden sie in den Empfehlungen von 2011 auch noch keine Erwähnung. 2020 wurde dann eine Empfehlung ergänzt. Im Merkblatt zur Lebensmittelpyramide (Langfassung) heisst es seitdem bezüglich Milch und Milchprodukten: «Wer pflanzliche Alternativen bevorzugt, wählt am besten Produkte auf Sojabasis mit Calciumzusatz (z. B. Sojadrink). Drinks aus Hafer, Reis, Mandel usw. sind bezüglich Nährwert nicht vergleichbar.» Mit einem Calcium-angereicherten Sojadrink wird sichergestellt, dass das Produkt im Hinblick auf Protein und Calcium ein adäquater Ersatz zu Kuhmilch ist.
Werden Milch und Milchprodukte vollständig gemieden und durch pflanzliche Alternativen ersetzt, reicht jedoch der alleinige Blick auf Protein und Calcium nicht aus. Es bedarf auch eines Augenmerks auf diejenigen Nährstoffe, die üblicherweise über Milchprodukte aufgenommen werden. Dazu gehören zum Beispiel das Vitamin B2 (Riboflavin) oder das Vitamin B12. Die bedarfsdeckende Zufuhr muss in diesem Fall über eine bewusste Lebensmittelauswahl (z. B. Lebensmittel mit hohem Vitamin B2- bzw. B12-Gehalt oder angereicherte Lebensmittel) bzw. über ein Nahrungsergänzungsmittel erfolgen.
[1] Zum Vergleich: Kuhmilch enthält durchschnittlich 3.2 g / 100 ml